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1. |
Die Roder
04:50
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Drüben roden sie die Wälder.
Mit den Rodern will ich fechten,
diesen Gott in meiner Linken,
dieses Erz in meiner Rechten.
Segen träuft die goldene Blume
Und sie heiligt meine Waffen,
denn Gebete bring ich allem
was ich selber nicht erschaffen.
Sieh, der Mücke kleines Leben.
Und wie ist es leicht zu töten.
Kannst sie doch aus Lehm nicht kneten.
Kannst sie nicht aus Weide flöten.
Nur zuweilen rüttelt Hunger;
Mürbes Fleisch ist gut zu essen;
Und wie ich den Eber morde,
werden mich die Wölfe fressen.
Dennoch bleibt mir Freund und willig
Was sich duckt in Busch und Quadern.
Weise Schlange nennt mir Kräuter,
Kröte die metallenen Adern.
Brüder hausen fern in Städten,
wo sie schlachten, spielen, rauchen.
Da ist vieles, was sie haben
Und ist wenig, was sie brauchen.
Denn schon mir ward Überreiches:
Spieß und Pfeile, wenn ich jage
Und ein Weib für meine Nächte
Und ein Kind für meine Tage.
Zu den Wurzeln mag ich fallen
Aus dem Kampfe mit den Rodern.
In der gleichen Erde werden
Einstmals ihre Knochen modern.
(Gertrud Kolmar)
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2. |
Hoffnung
08:26
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In dustren traurig blauen Farben
Der Himmel sich mir offenbart.
Kein Sonnenschein lässt mich ihn laben –
Das Erdenleben kalt und hart.
Die dunklen Wolken schauen böse,
Für Sturm und Schauer eingereiht,
Derweil ein grollendes Getöse
Dem Wetter seine Stimme leiht.
Ein eisig Wind eilt durch die Gassen
Und schwerer Regen peitscht das Land.
Die ganze Welt scheint wie verlassen
Und niemand hält mehr meine Hand.
Und eben, wie der Himmel weint,
So lass auch ich die Tränen fließen,
War ich doch einst mit dir vereint
Und brannte unter deinen Küssen.
Ach wie ist das Herz mir schwer,
Wie ist die Seele mir doch wund.
Wie wünsch ich dich doch zu mir her;
Tiefste Sehnsucht macht sich kund
Doch da, ein feiner goldner Schein
Durch die dunkle Decke bricht –
Die Sonne sprengt den Wolkenschrein
Und taucht die Erde in ihr Licht.
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3. |
Ausklang
04:24
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Vom Tage ging der letzte, blasse Schein,
Die frühen Leidenschaften sind verrauscht,
Verschüttet meiner Freuden heiliger Wein,
Nun weint mein Herz zur Nacht und lauscht
Nach seiner jungen Feste Widerhall,
Der in dem Dunkel sich verliert so sacht,
So schattengleich, wie welker Blätter Fall
Auf ein verlaßnes Grab in Herbstesnacht.
(Georg Trakl)
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4. |
Heimkehr
03:56
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5. |
Sturm
05:24
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Wenn dumpfes Donnergrollen den Abend umwittert,
Und greller Blitzesstrahl die Himmel spaltet,
Das welke Laub am Waldesgrund erzittert
Und Hagals Wut mit Macht auf Erden waltet.
Wenn jäher Wolkenbruch die Erde flutet
Fliehn die Menschen fort von Werk und Feld;
Und junger Boden wie aus Wunden blutet
Versinkt in Eis und Kälte unsre Welt.
Wenn hell der Sturmesglocke Schall ertönt,
Regt sich kein Leben mehr in Wald und Flur;
Jedweder Mensch sich nach den Liebsten sehnt;
Herrscht übers Land mit Allmacht die Natur.
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6. |
Einsamkeit
03:05
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Des Tages Ende naht –
Die Welt erstrahlt im Abendrot –
Bald beginnt die Nacht
Zu künden von des Lichtes Tod.
Erst am Abend weiß
der Einsame was einsam heißt.
Die Nacht hängt wehmutsschwer
Über traumversunk’nem Land.
Die Sonne scheint nicht mehr
Und niemand hält mehr Deine Hand.
Erst in der Nacht begreift
der Einsame die Einsamkeit
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7. |
Nokturn
03:05
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8. |
Wanderer
03:57
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Ob schwerer Nebel in den Wäldern hängt:
Du sollst im Weiterschreiten drum nicht zaudern
Sprich mit den bleichen Bildern ohne schaudern
Schon regen sie sich sacht hinangedrängt.
Wenn Gras und Furche auf dem Pfad versteinen –
Gehäufter Reif die Wipfel beugt – versteh
Zu lauschen auf der Winterwinde weh
Die mit den welken Einsamkeiten weinen.
So hältst du immer wach die müde Stirn
Und gleitest nicht herab von steiler Bösche,
Ob auch das matt erhellte Ziel verlösche
Und über dir das einzige Gestirn.
(Stefan George)
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9. |
Nebelung
08:27
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Fern versinkt das letzte Licht der Tage
Und müden Auges schauen wir uns an:
Wo vergingen uns’re einst’gen Pfade
Und wo das Leben, das verrann?
Die Winde wehen kühler um uns her
Und Nebel sinken tiefer in den Weiden.
Das Weinen in den Ästen klingt so schwer
Und kündet uns von ungeahnten Leiden.
Auch uns’re Wege dunkeln ein.
Dennoch wollen wir weiterschreiten,
Denn Leben heißt auf Erden einsam sein.
Und niemand wird uns zur Nacht geleiten.
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